Ich war drei Jahre alt, als ich an einer Meningitis erkrankte. Über vierzig Jahre später habe ich über diese Krankheit geschrieben. Die australische Fotografin Anne Geddes zeigte eine Ausstellung in Hamburg über Kinder, die eine schwere Form der Meningokokken-Hirnhautentzündung überstanden hatten.
An meinem dritten Geburtstag ahnte ich noch nicht, dass ich ein paar Monate später schwer erkranken würde. Ich hatte Glück, meine Mutter war Krankenschwester und erkannte die Zeichen der Krankheit und fuhr mich in die Klinik. Ich war fast vier Wochen im Krankenhaus. Die ersten Tage isoliert. Das bedeute 1973, dass ich ganz allein sein musste, meine Eltern durften mich nur durch ein Fenster sehen. Das ist tatsächlich meine erste bewusste Erinnerung: ein weißer Bettbezug, ein riesiges Bett, weiße Wände und meine Eltern, die mir durch ein Fenster zu winken. Ich fühle mich klein und ängstlich. Warum bin ich so allein?
Nach vier Wochen war ich wieder zuhause. Gesund. Der heute 8jährige Elias, den ich auf der Ausstellung von Anne Geddes mit seiner Familie kennenlernen durfte, hatte nicht so viel Glück. Mich haben diese wunderschönen Bilder von Anne Geddes beeindruckt. Auch, weil ich eines dieser Kinder hätte sein können. Weil ich Jahre später noch mal der Krankheit in meinem engsten Umfeld begegnen musste und weiß wie schrecklich schnell sie verlaufen kann.
Für das Online-Magazin liliput-lounge habe ich über die Fotoprojekt von Anne Geddes geschrieben. Für mich stellte sich bei der Recherche ein Problem: wie sollte ich einerseits über die Krankheit informieren, anderseits aber auch von Anne Geddes und den Kindern, die bei ihrem Projekt mitgewirkt haben, berichten? Ich habe ein langes Interview mit der Fotografin geführt. Habe von ihr nicht nur viel über ihre jungen Helden, sondern auch viel über ihr authentisches Engagement erfahren. Welches ist ihre Lieblingsblende, habe ich sie gefragt. Sie hat herzhaft gelacht. Sie nutze immer die Blende, die gerade passend sei, sagte sie. Ihre Bilder sind wirklich komponiert und das hat mich beeindruckt. Sie zeigte mir die vielen Symbole, Wasserzeichen, winzige Details.
Aber mein Auftrag war kein Portrait von Anne Geddes. Ich hatte schon einmal über sie geschrieben – allerdings „kalt“, ich konnte mich ihr zunächst nur aus anderen Interviews und ihren Büchern nähern. Ich habe letztlich nicht über meine persönlichen Erfahrungen mit der Hirnhautentzündung geschrieben – ich entschied mich in Rücksprache mit der Redaktion für zwei Artikel. Einen eher sehr sachlichen und einen Artikel, der dann am Weltmeningitis-Tag am 24. April erschien und von den Portraits der Kinder erzählt. Irgendwie ahne ich, dass ich irgendwann wieder über dieses Thema schreiben werde…
Artikel „Meningokokken und Meningitis – wichtige Informationen für Eltern“ im Eltern-Magazin liliput-lounge